Am Anfang war die Nacht Musik: Roman Zusammenfassung

Der Erstlingsroman von Alissa Walser behandelt zum größten Teil den Zeitraum von Januar bis Mai 1777, in dem der berühmte Wiener Arzt Franz Anton Mesmer versucht, die blinde Pianistin, oder wie damals gesagt wurde „Klavieristin“, Maria Theresia Paradis zu heilen. Nur ein kleiner Teil am Ende des Romans beschreibt Mesemers Reise nach Paris, seinen Aufenthalt dort und ein später dort stattfindendes Gastspiel der Paradis. Mesmer heilt seine Patienten mit Hilfe des von ihm entwickelten „animalischen Magnetismus“. Nach seiner Ansicht gibt es ein unsichtbares Fluidum im Menschen, wie in allen Lebensformen, das er mit Hilfe von magnetischen Anwendungen ins Gleichgewicht zu bringen in der Lage ist. Mesmer hat große Erfolge bei der Heilung psychosomatischer Erkrankungen, was aber womöglich weniger auf seine magnetischen Anwendungen zurück zu führen ist, als auf seine einfühlsame, intuitive psychologische Gesprächsführung und die ernsthafte Zuwendung, die er seinen Patienten entgegen bringt. So ist es Mesmer auch sein leben lang nicht möglich, seine Heilmethode wissenschaftlich nachzuweisen oder auch nur annähernd so zu erklären, dass er damit wissenschaftliche Kreise der damaligen Zeit überzeugen kann. Als der kaiserlich und königliche Hofsekretär Paradis entscheidet, seine seit dem dritten Lebensjahr blinde Tochter bei Mesmer vorzustellen, sieht der seine große Stunde gekommen. Wenn es ihm gelingt, Maria zu heilen, woran Mesmer keine Sekunde zweifelt, dann wird sich über den Hofsekretär ein Zugang zur Kaiserin Maria Theresia ergeben, dessen ist sich Mesmer gewiss. Sich gegen den Willen des Vaters durchsetzend holt er Maria in sein Hospital und entzieht sie damit dem bedrängenden Einfluss der Eltern, was schon ein gut Teil der Heilung sein mag. Tatsächlich beginnt Marias Augenanomalie, sich zurück zu bilden, während Mesmer sie behandelt. Aber die in Wien so mächtige Nomenklatura der oberen Medizinerkreise inszeniert einen Skandal, die Eltern Paradis holen ihre Tochter zurück und Mesmer flieht nach Paris. Die Begegnung zwischen Mesmer und der Paradis ist historisch belegt. Ob und wie weit eine Heilung stattgefunden hat, ist heute kaum mehr nachzuvollziehen. Das ist aber auch für den Roman nicht von Belang. „Am Anfang war die Nacht Musik“ erzählt die Geschichte einer Begegnung zweier Menschen, die einander gegenseitige Achtung schenken und die sich auf dem Felde der Musik begegnen. Mesmer spielt die Glasharmonika, ein Instrument, das mit seinem Klang sozusagen seine Heilmethode verkörpert. Die zum Schwingen gebrachten Gläser erzeugen einen den Raum füllenden, sphärischen Klang. Maria spielt das Klavier aufgrund ihrer Blindheit mehr intuitiv als notengetreu. So finden sich in Alissa Walsers Buch zwei musikalische Seelen.

Weiterlesen

Übrigens - Du kannst Liviato unterstützen,
indem du deine Bücher bei Amazon über Liviato kaufst.

Fenster schließen