Wie einige von Euch ja mittlerweile wissen, lese ich sehr gerne die Erfahrungsbücher, die so genannten "True Stories". Da ich mir letzte Woche mal wieder beim A&M gestöbert habe, fand ich doch einige dieser Bücher und habe mir einige geleistet :o) Unter anderem den Spiegel Besteller SOUAD Ich habe wirklich schon einige dieser Bücher gelesen, aber das Buch hat mich auch total schockiert, wahrscheinlich, weil es um eine Frau geht, die misshandelt, gequält und sogar bei lebendigem Leib verbrannt werden soll. Souad wird in einem kleinen Dorf, im Westjordanland geboren, als Mädchen, Mädchen zählen in diesem Dorf nichts, sie sind nichts wert, man behandelt sie schlechter als Tiere. Denn ein Schaf, so sagt ihr Vater immer, ist viel mehr wert, ein Schaf gibt Milch, bringt Lämmchen zur Welt und man kann die Wolle verkaufen und das Fleisch kann man auch essen. Ein Mädchen bringt der Familie nur Geld, wenn sie heiratet... Souad wurde in den Fünfzigern Jahren geboren, muss schon von klein auf arbeiten, sie kann sich nicht erinnern, das sie mal mit ihren Geschwistern gespielt hätte, gelacht oder geredet, ihr Leben besteht nur aus Arbeit. Vieh hüten, Obst, Gemüse ernten, Brot backen, Wäsche waschen, putzen, alles muss sie mit ihren Schwestern machen. Noch bevor die Sonne aufgeht, beginnt man mit der Arbeit und nach Sonnenuntergang endet auch der Tag für die Mädchen. Die Mädchen dürfen nicht alleine das Haus verlassen, sie dürfen nicht einkaufen gehen, nicht spazieren. Ein Mädchen darf niemals mit einem Mann reden und noch nicht mal einen Mann anschauen, auch den Vater darf man nicht ansehen, man geht nur mit geneigtem Kopf, natürlich verschleiert, nicht ein Stückchen Haut darf man herzeigen. Der einzige Sohn der Familie wird verwöhnt, er hat alle Rechte und Freiheiten, sogar die Schwestern verehren ihren Bruder und würden alles für ihn tun. Für die Familie zählt nur, wenn ein Junge zur Welt kommt und Souad beobachtet, wie ihre Mutter ein Baby zur Welt bringt, es ist ein Mädchen, da es schon zu viele Mädchen in der Familie gibt, wird es kurzerhand erstickt. Das scheint völlig "normal" zu sein. Ebenso normal ist es in diesem Ort, das der Vater das Sagen hat, er schlägt seine Töchter, schlagen ist gar kein Ausdruck, sie werden regelrecht verprügelt, mit dem Gürtel, mit der Peitsche oder mit einem Stock Wenn das Vergehen, das sie sich zu schulden kommen ließen sehr schwer war, dann wurden sie im Stall angebunden, gefesselt, mit einem Knebel im Mund, so das sie die ganze Nacht gefesselt und stehend verbringen mussten. Die Tradition verlangt, das die Schwestern nacheinander heiraten, also musste jede warten, bis sie an der Reihe war. Erst die älteste, dann die zweitälteste und so weiter. Den Mann darf man sich nicht aussuchen, man kann froh sein, wenn ein Mann aus dem Dorf mit seinen Eltern kommt, genug Gold mitbringt und verhandelt wird. Als die Ältere Schwester verheiratet ist, muss Souad warten, bis auch die zweite heiratet, dann die dritte, dann erst wäre sie an der Reihe. Nur, das man dort mit 18 schon als alte Jungfer gilt, so verzweifelt das Mädchen langsam aber sicher. Die zweitälteste ist ein dickliches Mädchen, das auch nicht schnell arbeiten kann, als sieht es so aus, als wenn kein Mann sie haben will. Dabei wollte der Nachbar, Faiez, Souad heiraten, er war schon mit seinen Eltern vorsprechen, aber die Tradition wird aufrecht erhalten, Ausnahmen gibt es keine!!! Souads Bruder Assad erdrosselt die zweitälteste, weil sie keiner haben will, Souad sieht es und hat seitdem Angst um ihr Leben, sie liebt und vergöttert ihren Bruder, aber sie hat Angst, wenn sie nicht schnell genug arbeitet oder so, das Assad auch sie umbringt... Also hofft das Mädchen weiterhin, das ihre ältere Schwester bald heiratet, damit auch sie ihr Elternhaus auch verlassen kann. Obwohl eine Ehe auch nicht so toll ist, denn der Mann hat dann alle Rechte an der Frau, er darf sie schlagen und misshandeln und wenn sie dann zu ihren Eltern fliehen will, schlägt der Vater das Mädchen, oder zieht es an den Haaren zurück zu ihrem Mann, denn sie hat ihrem Mann zu gehorchen!!! Frauen wollen heiraten, um auch ein paar Rechte zu haben, so darf eine verheirate Frau mit ihrem Mann im Auto fahren, sie darf einkaufen gehen, darf sich mit anderen Frauen unterhalten und eben Kinder kriegen, wo man natürlich hofft, das eine Frau viele Jungen zur Welt bringt, denn dann ist die Familie sehr viel wert und wird von jedem bewundert!!! Bringt eine Frau nur Mädchen zur Welt, dann ist sie nicht viel wert... Da Souad unbedingt heiraten will, begeht sie eine große Sünde, sie versucht einen Blick auf Faiez zu werfen, was für ein Mädchen natürlich streng verboten ist. Sie riskiert damit den Tod... aber sie hat Angst, das sich Faiez eine andere Frau suchen könnte. So kommt es zu einer Affäre zwischen den beiden jungen Leuten, denn Souad glaubt, sie kann ihn an sich binden, wenn sie sich ihm hingibt. Das es ein großer Irrtum ist, merkt sie nicht. Faiez hat nicht den Mut, noch mal bei ihrem Vater vorzusprechen solange die Schwester nicht verheiratet ist, denn er will nicht den Zorn des Vaters auf sich ziehen, das dieser vielleicht Verdacht schöpfen könnte. So warten die beiden Liebenden... ...bis bei Souad die Regel ausbleibt und sie von der Mutter verhört wird. Die Mutter gibt ihr 30 Tage, wenn sie bis dahin nicht den Beweis bringt, das sie blutet, muss sie sich der Mutter zeigen, die sich den Bauch und die Brüste anschauen will. Sie versucht, das Baby nicht zu bekommen und schlägt sich mit allem auf den Bauch, was sie finden kann, Steine, Stöcke, sie schlägt sich, weil sie glaubt, wenn sie erst wieder blutet, dann kommt alles in Ordnung. Also fleht Souad Faiez an, er muss auf die Hochzeit drängen, dieser hat allerdings nicht den Mut und wendet sich von ihr ab, denn auch er will keine Schande über seine Familie bringen. So bleibt das Mädchen alleine mit ihrem Bauch, der immer dicker wird. Kurz darauf tagt der Familierat, an dem Souad natürlich nicht teilnehmen darf. Sie versteckt sich um die Ecke und belauscht das Gerede und sie hört ihr eigenes Todesurteil, denn alle sind sicher, das sie schwanger ist. Ihr Schwager Hussein erklärt sich bereit, das Urteil zu vollstrecken, er plant, Souad bei lebendigem Leib zu verbrennen... Es ist ein "Ehrenmord", der in dem Dorf gerechtfertigt ist, nur so kann die Ehre der Familie wieder hergestellt werden!!! Aber Souad kann fliehen, als sie wie eine Fackel brennt, für ihre Familie ist sie tot... Das Buch ist sehr gut geschrieben, aus Erinnerungen dieser Frau, über ihre Kindheit, die Familie und vor allem über die Traditionen, die in diesem Land herrschen. Man kann sich in den westlichen Ländern nur schwer vorstellen, das es wirklich noch solche "Hinterwäldler" geben kann, bei denen Frauen nichts wert sind. Ohne Frauen müssten die Männer selber arbeiten, was ihnen sicher auch nicht schmecken würde, ohne Frauen wären sie gar nicht auf der Welt, so fängt es ja mal an... und ohne Frau könnten sie auch keinen Sohn bekommen!!! Und man stelle sich bitte vor, das jährlich weltweit 5000 Fälle auftreten, wo Frauen der Ehre wegen getötet werden, durch Familienmitglieder!!! Die Dunkelziffer ist sicher um ein vielfaches mehr. Ehre gut und schön, aber ein Menschenleben auszulöschen, nur weil es die Tradition verlangt??? Für so was habe ich nicht das geringste Verständnis!!! Das Buch ist von blanvalet, hat die ISBN 3-442-36268-7, hat 286 Seiten und kostet 8,50 Euro. Ich empfehle es für alle, die gerne solche Erfahrungsbücher lesen !!! Vielen Dank fürs Lesen, Kommentieren und Bewerten. Liebe Grüße an alle tammy auch für ciao, yopi dooyoo und mymeinung
Fazit: läßt einen nachdenken, wie gut es uns eigentlich geht
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