Damals war es Friedrich. Zusammenfassung

Damals war es Friedrich

Meine Taschenbuchvariante ist bereits die 58. Auflage vom dtv und hat 172 Seiten. Sie erschien 2009. Das Original erschien aber schon 1974. Der Autor Dr. Hans Peter Richter wurde 1926 in Köln geboren. Neben einer wissenschaftlichen Tätigkeit schrieb er vor allem Bücher für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Zweimal erhielt er dafür ein Stipendium an der Cite Internationale des Arts in Paris. 1993 verstarb er.

 

Das Buch wird aus der Sicht eines Jungen gemacht der 1925 geboren wurde. Drei Monate nach seiner Geburt wird im gleichen Wohnhaus in der Mietswohnung darüber ein Junge namens Friedrich Schneider geboren. Beide Familien sind sehr freundlich und erziehen auch ihre beiden Jungs zur Freundlichkeit allen gegenüber. Es ist klar, dass zwei gleichaltrige Jungen im gleichen Wohnhaus Freunde werden. Doch die Schneiders sind Juden, während die Familie des erzählenden Jungen Deutsche sind. In den ersten Jahren der Freundschaft macht sich dieser Unterschied noch nicht so recht bemerkbar. Nur durch kleine witzige Bemerkungen, wie zum Beispiel als die Mutter den Freund Friedrich abseift, weil beide Jungen total eingedreckt sind und sie zu Friedrich sagt: „Jetzt sieht Du aus wie ein kleiner nasser Jude!“ merkt man, dass es zwar alle Menschen in der Umgebung wissen, es ihnen aber eigentlich nichts ausmacht. Die beiden Jungen kommen auch in die gleiche Schulklasse und sitzen natürlich als Freunde auch nebeneinander.

Bis zum Jahr 1933 als die Nationalsozialisten die Macht übernehmen. Dann auf einmal ändert sich alles. Der Vermieter möchte die Schneiders aus dem Haus jagen und kündigt kurzerhand den Mietvertrag. Herr Schneider kann dagegen klagen und gewinnt in den frühen Stadien des Nationalsozialismus sogar den Prozess und die Familie darf in dem Haus wohnen bleiben. Doch es gibt immer mehr Einschnitte in dem Leben der Schneiders und der erzählende Junge, dessen Namen man bis zum Schluss nicht erfährt, bekommt alles hautnah mit. Er steht weiterhin zu Friedrich und die Beiden pflegen ihre Freundschaft. Auch wenn Friedrich nicht mehr mit ins Schwimmbad oder Kino darf, weil das für Juden nicht erlaubt ist. Der Junge hält zu Friedrich und auch seine Familie lässt die Schneiders nichts im Stich. Und das obwohl der Junge inzwischen bei der Hitlerjugend ist und der Vater der Partei beigetreten ist um eine Arbeit zu bekommen. Sie versorgen Familie Schneider mit Essen und schützen sie wo sie nur können. Doch die Meute von nationalsozialistischen Bürgern stürmt deren Wohnung und schlägt alles zusammen. Frau Schneider wird krank und stirbt schließlich. Herr Schneider verliert seine Arbeit und Friedrich beginnt Lampen zu reparieren um beide zu versorgen. Eines Tages wird Herr Schneider abgeführt. Er hatte einen Rabbiner bei sich unterschlupft gewährt. Beide werden von der Polizei in Gewahrsam genommen. Friedrich kann fliehen. Er kommt noch einmal in das Wohnhaus zurück, weil sein Freund ein Bild von seinen Eltern hat. Das möchte er haben. Dann kommt Bombenalarm und alle müssen in den Luftschutzkeller. Da Friedrich Jude ist, will der Hauseigentümer ihn nicht hereinlassen. Er muss gehen und stirbt im Bombenhagel.

 

Der Autor Dr. Richter hat eine sehr fesselnde und bis zur letzten Seite spannende Geschichte über die Freundschaft zweier Jungen im Nazideutschland verfasst. Man will das Buch wirklich gar nicht mehr aus der Hand legen. Dabei ist die Geschichte nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene sehr lesenswert. Die Freundschaft der Beiden besteht tatsächlich bis zuletzt. Auch wenn es für den erzählenden Jungen immer schwieriger wird zu Friedrich zu stehen und ihn soweit es geht zu beschützen. In der Geschichte wird auch klar, dass der gewisse Satz „Wir haben doch nichts davon gewusst!“ wirklich auf keinen Deutschen zutreffen kann der zur damaligen Zeit gelebt hat. Jeder wusste davon. Spätestens als die Glasscherben in jüdischen Geschäften zu Bruch gingen. Oder Wohnungen zerstört wurden. Oder seit der Nacht als die jüdischen Synagogen in Flammen aufgingen. Doch leider haben die meisten Menschen bequem lieber weggeschaut.

Besonders eindrucksvoll fand ich vor allem das Verhalten des Lehrers von den beiden Jungen. Als Friedrich zu einer jüdischen Schule wechseln muss, bittet der Lehrer alle Schüler der Klasse nach Schulende noch kurz dazubleiben. Er erzählt von der Geschichte der Juden. Von den jahrhundertelangen Verfolgungen und dem Tod vieler Juden. Er erzählt auch von den Traditionen und Lebensweisen der Juden und bekundet damit seine Achtung davor. Zuletzt bittet er die Klasse die Freundschaft zu Friedrich zu bewahren und ihn nicht zu vergessen.

Damit ist der Lehrer aber einer der wenigen Deutschen die positiv im Buch abschneiden. Der Regelfall ist eher ein „mit der Masse mitlaufen“. Was leider auch heute oft zu sehen ist und davor will der Autor auf jeden Fall warnen. Denn wer weiß wen es nach der Randgruppe die heute dran ist als nächsten erwischt. Vielleicht Dich oder Mich?!

Die Schrift im Buch ist einfach zu verstehen und im Anhang erklärt der Autor noch einmal alle wichtigen Begriffe und Ereignisse des jüdischen Lebens ausführlich. Außerdem gibt es eine chronologische Auflistung der Geschehnisse im Nazideutschland. Das Buch enthält viele Kapitel, die nie länger als 5 oder 6 Seiten sind.

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