Der 77. Grad
Ich habe mich wieder für ein Weltbild Taschenbuch entschieden. Die Ausgabe erschien 2009 und ist eine lizenzierte Ausgabe. Die deutsche Erstausgabe erschien bereits 2006 beim Knaur Taschenbuchverlag. Das englische Original ist aus dem Jahr 2003 und erschien bei Headline Book Publishing, London unter dem Titel Shattered Icon. Das Weltbild Exemplar hat 383 Seiten und die ISBN lautet: 978-3-86800-316-1. Der Autor Bill Napier lebt in irland und arbeitet dot als Professor der Astronomie. Er veröffentlicht aber nicht nur wissenschaftliche Bücher und Texte, sondern auch erfolgreiche Mysterythriller.
Sir Toby Tibbet erhält aus dem Nachlass eines bisher völlig unbekannten Verwandten aus Jamaika ein Bündel mit Dokumenten. Darunter befindet sich ein altes Manuskript in einem komischen Englisch geschrieben. Er vereinbart einen Termin mit dem Antiquariatsbesitzer Harry Blake. Dieser hat sich auf die Beschaffung solcher alten Dokumente spezialisiert und Sir Tibbet hofft, dass er ihm sagen kann um was es in dem Dokument geht. Harry ist sofort klar, dass es sich um ein sehr altes Dokument handelt, wahrscheinlich aus der Zeit von Elizabeth I. von England handelt und das Manuskript in einem Code geschrieben worden ist. Sir Tibbet überlässt ihm das Mauskript für weitere Nachforschungen. Bereits am ersten Abend zu Hause wird Harry von einer Dame angesprochen die ihm das Dokument abkaufen will. Sie nennt einen viel zu hohen Preis und erweckt dadurch Harrys Misstrauen. Er kann das Dokument gar nicht verkaufen ohne vorher mit Sir Tibbet gesprochen zu haben. So lässt sich die Dame abspeisen und verlässt Harrys Wohnung wieder. Durch einen Bekannten kommt Harry auf den richtigen Geheimcode und macht sich in einer Bibliothek an die Übersetzung. Dort lauert ihm ein braungebrannter Mann auf und möchte ihm das Manuskript wieder abkaufen. Doch Harry kann ihm bekommen. Am nächsten Tag wird ihm auf dem Nachhauseweg vor der Bibliothek seine Aktentasche gestohlen. Doch Harry war darauf vorbereitet. Er hatte das Manuskript unter seinem Hemd versteckt und nicht in die Aktentaschen getan. Da die Unbekannten wissen wo er wohnt, beschließt er nicht nach Hause zurück zu kehren, sondern in einem Gasthof zu übernachten. Dort macht er sich weiter daran das Manuskript zu übersetzen. Als er fertig ist, möchte er sich wieder mit Sir Tebbit in Verbindung setzen und fährt deswegen zu seinem Landsitz. Dort erfährt er von Tebbits Tochter Debbie, dass Sir Tebbit vor zwei Tagen ermordet worden ist. Angeblich von Einbrechern. Für Harry ist aber klar, dass die Ermordung von Sir Tebbit mit dem geheimnisvollen Manuskript zusammenhängt. Das sagt er auch Debbie und sie erteilt, sehr zum Widerwillen ihres Onkels Robert, ihm den Auftrag das Dokument weiter zu erforschen.
Harry setzt sich als nächstes mit der Historikerin Zola Khan in Verbindung. Sie haben sich bereits vor Jahren einmal getroffen und sind bei dieser Begegnung ganz schön aneinander geraten da sie über ein historisches Dokument nicht die gleiche Meinung hatten. Dennoch willigt Zola ein sich mit Harry zu treffen da sie neugierig ist auf dieses verschlüsselte Manuskript aus der Zeit Elizabeths I. Das Manuskript enthält das Tagebuch eines gewissen Schotten James Ogilvie, der weil er ein schlechtes Verhältnis zu seinem Stiefvater hatte im Jahr 1585 von Schottland nach London gezogen ist um dort sein Glück zu machen. In London wurde er von einer Gruppe Edelmänner angegriffen und dabei kam einer der Edelmänner zu Tode. James musste fliehen. Zwei Männer helfen ihm und er gelangt auf diesem Wege auf die Tiger, ein Schiff das zur einer neuen Expedition von Sir Walter Raleigh in die Neue Welt gehört. Da James lesen und schreiben kann, gelingt es ihm vom einfachen Seemann zum Vertrauten eines Edelmannes aufzusteigen. Dabei erfährt er, dass die Expedition nicht nur den Sinn hat eine neue Kolonie in Amerika zu gründen, sondern auch noch eine geheime Unternehmung beinhaltet. In Amerika soll der 77. Grad, der als Längengrad Gottes bezeichnet wird, aufgesucht werden. Dort soll eine Ikone vergraben werden um Elizabeths Anspruch auf Amerika zu untermauern. Dabei geht es um den alten Streit zwischen Katholiken und Protestanten. Das Manuskript endet bei den Schilderungen in Amerika.
Zola setzt sich mit einem bekannten Millionär in Verbindung. Sie hofft dass er um das Manuskript kaufen zu dürfen, eine Reise nach Jamaika finanzieren würde um eventuelle weitere Dokumente zu finden. Außerdem muss das Verwandtschaftsverhältnis zwischen den Tebbits und dem verstorbenen Verwandten in Jamaika geprüft werden. Der Millionär sagt zu, aber nur unter der Bedingung, dass sein Vertrauter Dalton mit ihnen reist. Auch Debbie, die Tochter von Sir Tebbit fliegt mit nach Jamaika. Dort finden die Vier in einem alten Archiv das zweite Tagebuch von Ogilvie. Auch dieses Dokument ist verschlüsselt geschrieben. Doch bevor sie das zweite Tagebuch übersetzen können, findet ein Überfall in dem Hotel statt. Harry kann im Jeep fliehen, wird aber angeschossen und verliert so bald die Kontrolle über den Jeep. Er kann gerettet werden und wacht in einem Krankenhaus auf. Doch die Unbekannten, die das erste Tagebuch in London schon kaufen wollten, finden ihn im Krankenhaus und geben vor ihn in eine Privatklinik zu bringen. Als Harry wieder aufwacht befindet er sich in einer Villa außerhalb der Hauptstadt Kingston und Zola und Debbie sind ebenfalls als Gefangene dort. Dalton wurde angeblich bei dem Hotel erschossen.
Nun erfährt Harry auch die wahre Identität der Unbekannten. Es handelt sich um eine Frau namens Cassandra und einem Mann namens Hondros welcher der griechisch-orthodoxen Kirche angehört. Sie möchten die Ikone an sich bringen. An der Ikone ist ein Teil des Kreuzes Christi befestigt. Mit diesem Bruchstück wollen sie die Festigung der griechisch-orthodoxen Kirche als einzig wahre Kirche Christi untermauern. Um alle anderen Religionen auszuschalten planen sie Anschläge auf die katholische Kirche, die so aussehen sollen als wären sie von Muslimen verübt worden. Sie glauben, dass sich diese beiden Kirchen dann gegenseitig vernichten würden. Dazu brauchen sie aber die Ikone. Harry soll daher das zweite Tagebuch übersetzen. Darin vermuten die Beiden Entführer den Weg zum Aufbewahrungsort der Ikone. Nur wenn Harry das Tagebuch übersetzt, haben er, Zola und Debbie eine Überlebenschance.
Im zweiten Tagebuch findet sich dann auch die Lösung zur geheimen Mission zur Zeit von Sir Walter Raleigh. Die Ikone wurde von Maria Stuart, der Gegnerin von Elizabeth I. geküsst. Von den Verschwörern die am Bord des Schiffes Tiger waren, sollte diese Ikone am 77. Längengrad vergraben werden. Wäre der Sturz von Elizabeth I. gelungen, hätten die Katholiken die britische Kolonie übernehmen können, da dort die Ikone vergraben war. Denn wenn der heilige Teil des Kreuzes von einem Herrscher auf Erden geküsst worden war, dann gab es für seine Herrschaft den Segen Gottes. Dadurch hätte Maria Stuart ihr Volk vereinen können. Aber der Plan ging schief und Elizabeth I. ließ Maria Stuart hinrichten. Sir Frances Drake kam zu der Kolonie um die Siedler nach England zurückzuholen denn es gab große Probleme mit den Indianern. Das Schiff kam bei einem großen Sturm an und musste schnell auslaufen. James Ogilvie und zwei der Verschwörer konnten es nicht mehr auf das Schiff schaffen und mussten nach Süden fliehen um den Indianern nicht in die Hände zu fallen. Sie landeten letztendlich auf Jamaika und dort versteckte Ogilvie, als letzter Überlebender, die Ikone.
Harry, Debbie und Zola gelingt es durch einen puren Zufall ihren Kidnappern zu entkommen. Sie locken die Waffen in die Küche und überwältigen sie um anschließend zu fliehen. Nun machen sie sich daran das letzte Rätsel von Ogilvie zu lösen. Sie finden die Ikone auf dem alten Anwesen von Ogilvie. Es hängt schlicht und einfach an einer Wand in einem ärmlichen Wohnhaus und Debbie kann es den Eigentümern für 300 Dollar abkaufen. Zwar sind die Silberbeschläge nicht mehr da und auch die Edelsteine sind verschwunden. Aber man kann noch ganz genau die Malerei entdecken und vor allem ist das Holz vom Kreuz Jesu noch in der Mitte befestigt. Auf dem Rückweg zum Auto werden die Drei allerdings von Hondros, Cassandra und den Wachleuten entdeckt und gestellt. Nachdem man sie in die Villa zurück gebracht hat, wird die Ikone von einem Doktor auf die Echtheit untersucht. Als man den Doktor nach dessen Analyse erschießt, ist für Harry klar, dass auch Debbie, Zola und er nicht überleben werden. Er schließt irgendwie mit seinem Leben ab. Doch da taucht Dalton mit der Polizeimiliz von Kingston auf und befreit sie. Debbie wird die Ikone zugesprochen und sie kann sie dem britischen Millionär für dessen Museum für 20 Million Pfund verkaufen.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben und erlaubt einen sehr detaillierten Blick in die Vergangenheit Englands und der Besiedelung der Neuen Welt. Der Autor beschreibt sehr ausführlich das Leben in der damaligen Zeit. Es wird immer wieder zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gewechselt, wobei das immer von einem Kapitel zum Nächsten passiert. Dadurch verliert man beim Lesen nicht den Überblick. Im Grunde ist das Buch eine Mischung zwischen den Dan Brown-Büchern und den Indiana Jones Geschichten. Es gibt feindliche Bestrebungen zwischen mehreren Religionen und die Hauptbeteiligten versuchen einen wertvollen Schatz zu finden. Harry Blake und Zola Khan wirken dabei nicht so überspannt wie es in diesen anderen Geschichten oft der Fall ist. Sie müssen sich die Lösung des Rätsels Stückchenweise erarbeiten. Dadurch wirkt das ganze auch sehr glaubwürdig. Die Sprache ist nicht zu kompliziert. Wenn schwierige altertümliche Begriffe auftauchen, werden diese immer nach einer Weile erklärt. Die Schriftgröße im Buch ist auch optimal und es gibt viele Kapitel mit denen man sich das Lesen einteilen kann.
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