Im Mittelpunkt des neuen Romans von Arto Paasilinna steht der Selbstmord: Der dreifach in Konkurs gegangene Direktor Onni Rellonen, zusätzlich gestraft mit einer griesgrämigen Frau, die ihn nicht liebt, was auf Gegenseitigkeit beruht, beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Es ist Johannistag in Finnland, Mittsommer, eine Zeit, in der niemand traurig sein sollte. Und genau jetzt will sich Direktor Rellonen umbringen, um zu zeigen, dass er es kann. Er hat sich einen Revolver besorgt, sucht nur noch nach der geeigneten Stelle, als er an einer Scheune vorbeikommt, in der ein oberer Militärbeamter steht. Er ist zu beschäftigt damit, ein Nylonseil an der Decke zu befestigen, um den Direktor zu bemerken.
Als er sich dann die Schlinge um den Hals legt und sich von einem Hocker stürzen will, greift Rellonen ein. Er will den Tod dieses Obersts nicht mitansehen müssen. Dieser lässt nach längerem Gespräch von seiner Idee mit dem Selbstmord vorerst ab und begleitet Rellonen in dessen Sommerhaus in Häme.
Dort unterhalten sie sich über das Erlebte und über ihre Beweggründe zum Selbstmord. Sie bemerken, dass sie nicht allein sind und dass es gut tut, über so etwas zu reden. Da beschließen sie zwischen Saunieren und Trinken, eine Art Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen, die sich als Ziel gesetzt hat, mit Selbstmordgefährdeten zu reden, sie abzubringen oder falls das nicht möglich sein sollte, im großen Stil gemeinsamen Selbstmord zu begehen. Rellonen fährt sogleich los, um in der Helsinkier Zeitung eine Annonce aufzugeben, in der alle Leute, die mit dem Gedanken an Selbstmord spielen, aufgefordert werden, ihn zu kontaktieren.
Die beiden warten eine Woche, bis Rellonen zur Post fährt und die Antworten abholt. Es sind um die sechshundert, mehr als Rellonen und Oberst Hermanni Kemppainen jemals erwartet haben. Sie beginnen sofort mit dem Öffnen und Sortieren der Post, jedoch merken sie schnell, dass sie sich alleine unmöglich durch die gewaltige Flut der Antworten durcharbeiten können. Glücklicherweise ist unter den Briefen eine Frau zu finden, Helena Puusaari, die gut geeignet als Sekretärin erscheint, da sie an der Volkshochschule in Toijala Handelskorrespondenz unterrichtet.
Die beiden rufen sie sogleich an, doch sie nimmt nicht ab. Da fürchten Oberst Kemppainen und Direktor Rellonen schon, dass die Frau sich umgebracht haben könnte und sie fahren kurzerhand nach Toijala, um sie zu besuchen. Helena Puusaari lebt noch, wenn sie auch unglücklich ist. Üble Gerüchte über sie kursieren in der Kleinstadt. Das hat sie schon fast in den Selbstmord getrieben, bis sie auf das Inserat gestoßen ist und sich gemeldet hat. Sie nimmt das Angebot, als Sekretärin zu arbeiten, freudig an und begleitet die beiden zum Sommerhaus.
Sie machen sich an die Arbeit, lesen alle Briefe sorgfältig, schreiben sich Adressen raus und ordnen nach Bezirken. Dann kommen sie auf die Idee, eine Art Seminar zu halten und die Selbstmordgefährdeten einzuladen, um zusammen über den Tod zu reden. Sie verfassen ein Schreiben, das wird sechshundert Mal kopiert und dann an alle verschickt.
Ein paar Tage später ist ein Lokal zum Versammlungszweck gemietet, die drei Organisatoren warten gespannt, wer alles kommen wird. Und weit über deren Erwartungen erscheinen mehr als zweihundert Gäste zum Seminar. Nun können sie über ihre Schicksale sprechen, sich unter Gleichgesinnten austauschen und so weiter. Schnell wird klar, dass es sehr viele verschiedene Gründe für einen Selbstmord gibt. Und da diese nicht aus der Welt zu schaffen sind, beschließt die Gruppe schon bald, sich gemeinsam umzubringen. Es werden wilde Ideen geäußert, da schon viele Gäste ein wenig angetrunken sind. Die drei Organisatoren entscheiden sich deshalb, das Seminar zu vertagen und so die wichtige Entscheidung der Art des Todes auf einen nüchterneren Tag zu verschieben.
Unzufrieden wird die Menge aus dem Restaurant geschafft, wo sie sich zerstreut. Allein ein „harter Kern“ bleibt zusammen. Betrunken machen sich diese Leute auf, sich jetzt schon umzubringen.
In der Garage eines Botschafters aus dem Jemen schließen sie sich mit dessen Sportwagen ein und lassen den Motor laufen. Die Polizei entdeckt sie aber, bevor sie umkommen. Allein ein junger Mann aus Kotka stirbt am Abgas.
Am nächsten Tag treffen sich noch etwa sechzig der zweihundert Seminarsteilnehmer an der Statue von Alexander II. auf dem Senatsplatz in Helsinki. Sie haben noch immer die Absicht, sich gemeinsam das Leben zu nehmen.
Sie essen zusammen Frühstück, dann wollen die drei Organisatoren ihre Schützlinge aus Helsinki herausbringen. Sie mieten einen Bus und die Meute steigt ein. Während der Fahrt kommen ihnen die haarsträubendsten Ideen, wie man sich umbringen könnte. Für am besten befunden wird der Vorschlag, sich mitsamt dem gemieteten Bus in Norwegen über das Nordkap, den nördlichsten Punkt Europas, zu stürzen.
Allgemeine Zustimmung, bis auf den Busfahrer erklingt. In der Gruppe sind aber auch zwei, die sich eigentlich gar nicht umbringen wollen, Seppo Sorjonen, ein junger Kellner und Uula Lismanki, ein recht wohlhabender Rentierzüchter. Auch diese beiden stimmen nicht damit überein, sich einfach ins Meer zu stürzen.
Dem Busfahrer reicht es, er will zurück nach Helsinki fahren, er ist mit der ganzen Truppe schon durch halb Finnland gerast und jetzt hat er genug. Mit viel Geschick überredet ihn jedoch Oberst Kemppainen, wenigstens bis zum Sommerhaus von Onni Rellonen zu fahren.
Dort angekommen, entsinnen sich die Organisatoren, dass unter den Selbstmordkandidaten beim Seminar auch ein Busfahrer gewesen war. Sie rufen ihn an und er erklärt sich bereit, mit seinem neuesten Bus aufzufahren. Das geschieht dann auch.
Das zwei Tage dauernde Fest wird jäh unterbrochen, als ein streng aussehender Herr Onni Rellonen beiseite nimmt und ihm sagt, sein Sommerhaus sei gepfändet worden. Also müssen die Selbstmörder weiterziehen. Was sie auch tun.
Mit dem Luxusbus machen sie sich noch in betrunkenem Zustand auf den Weg nach Norden. Unterwegs gabeln sie von Zeit zu Zeit Leute auf, aber grundsätzlich verläuft die Fahrt ohne Schwierigkeiten. Den Leuten tut die Gesellschaft gut und sie scheinen sich mehr und mehr wieder am Leben zu erfreuen.
Dann ist plötzlich das Nordkap erreicht. Der Busfahrer, Korpela, ist drauf und dran, den Bus in den Abgrund zu steuern. Seppo Sorjonen und Uula Limanski sind extra noch vorher ausgestiegen. Er beschleunigt, rast auf die Schlucht zu, doch viele Hände drücken den Stopp-Knopf. Im letzten Moment kann er den Bus anhalten. Und jetzt ist er wütend, weil er nicht in den Tod fahren durfte.
Die Selbstmörder rechtfertigen ihre Tat, indem sie anführen, es sei doch nicht der geeignete Ort. Man sollte in die Schweiz fahren und sich von den Alpen stürzen. Dem stimmt Korpela irgendwann griesgrämig zu und fährt in Richtung der Schweiz.
Etwa zu dieser Zeit ermittelt Oberinspektor Ermei Rankkala von der finnischen Geheimpolizei wegen einer sich seltsam benehmenden Touristengruppe, die scheinbar an einem versuchten Autodiebstahl in der Botschaft des Jemen und einem Beinahe-Absturz am Nordkap beteiligt ist.
Die Selbstmörder kommen durch Deutschland, sehen sich die Sehenswürdigkeiten an und erfreuen sich zunehmend am Leben. Es entstehen Beziehungen zwischen den Gleichgesinnten, Oberst Kemppainen zum Beispiel bandelt mit Helena Puusaari an. Sie kommen nun auch durch Deutschland und beschließen, vor der Schweiz noch das Elsass zu besuchen. Hier werden ein paar junge Damen übermütig und bringen das ganze Tal in Unruhe, weil sie die Männer in den Dörfern verführen.
Schnell muss die Gruppe das Elsass wieder verlassen und kommt über Zürich zu den Alpen. Im Wallis wollen sie sich von einer Klippe in eine Schlucht stürzen, doch es wird ihnen von den dortigen Behörden strikt verboten. Viele haben sowieso schon lange keine Lust mehr auf Selbstmord. Jarl Hautala und Tarja Halttunen, beide todkrank, wollen ihre letzte Zeit in den Bergen verbringen. Der Rest jedoch möchte es noch einmal versuchen mit dem Selbstmord, wenn auch nur, um sich nicht schon trennen zu müssen. Sie beschließen, nach Cabo de Sao Vicente in Portugal zu fahren. Der Oberst und Frau Puusaari trennen sich hier von der Gruppe, um vorzugehen und ein wenig alleine zu sein.
Eine Woche später kommt auch der Bus in Cabo de Sao Vicente an. Das Ziel ist es, vom südwestlichsten Punkt Europas ins Meer zu stürzen. Doch allen ist die Lust am Selbstmord vergangen. Allein Rentierzüchter Uula Limanski möchte jetzt Selbstmord begehen. Er gesteht der Gruppe, dass er von der Polizei gesucht wird, er habe eine Filmcrew aus den USA um viel Geld betrogen. Als niemand hinsieht, fährt er den Bus ins Meer.
Die Gruppe ist geschockt, aber sie können nichts für Uula tun. So zerstreuen sie sich in alle Winde, kuriert von ihrer Selbstmordabsicht.
Der Oberinspektor Rankkala ist mittlerweile tot. Er hat sich zu sehr für seine Arbeit eingesetzt und dabei nicht gemerkt, dass es ihm gesundheitlich immer schlechter ging. So ist der Fall mit den seltsamen Touristen abgehakt.
Oberst Kemppainen und Helena Puusaari haben geheiratet und auch alle anderen sind glücklich geworden. Sogar der totgeglaubte Uula Limanski. Als der Oberst und Frau Puusaari einmal nach Portugal zurückkommen, treffen sie zufällig auf einen gewissen Ulvao Sao Lismanque, der sich als eben dieser Mann herausstellt. Er hat sich auf ein Fischerboot retten können, hat dann in Portugal Fuß gefasst und ist jetzt ein allseits beliebter Fischer.
Es ist ein eher makaber angelegtes Werk, Arto Paasilinna vermag es sehr gut, das mit dem ernsten Thema des Selbstmordes zu verbinden, ohne dass es anstößig oder gar beleidigend wirkt.
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