Das epische Theaterstück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ (1931) von Bertolt Brecht ist vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise entstanden, weshalb so manch eine Passage uns auch heute bekannt vorkommen mag...
Pierpont Mauler ist der Fleischkönig von Chicago. Er verkauft seinen Anteil am gemeinsamen Geschäft an seinen Kompagnon Cridle. Er gibt vor dies zu tun, weil er das Töten von Tieren nicht mehr ertragen könne, in Wirklichkeit aber haben ihm seine Freunde von der Börse einen kleinen Insidertipp gegeben und ihm dazu geraten. Mit dem Kauf hat Cridle eine Bedingung verknüpft und zwar, dass sein schärfster Konkurrent Lennox bald pleite gehen wird, was dann auch schnell passiert.
Zur selben Zeit plagen sich die „Schwarzen Strohhüte“, eine ironische Anspielung Brechts auf die Heilsarmee, unter der Leitung von Johanna Dark damit ab die Arbeitslosen durch die Wirtschaftskrise zu bringen. Jedoch Essen und gute Worte bringen angesichts dieses Elends schon lange nichts mehr. Johanna wendet sich daraufhin an Mauler und bittet ihn um Hilfe.
Mauler versucht Johanna davon zu überzeugen, dass die Arbeiter schlecht und selbst schuld an ihrer Lage sind. In Maulers Schlachthöfen wird ihr aber klar, warum sich die Arbeiter so unmoralisch verhalten: Es sind die Arbeitsbedingungen und die daraus resultierende Armut. Mit den „Schwarzen Strohhüten“ zieht sie an die Viehbörse um dem Ganzen entgegen zu wirken. Und scheinbar hat Johanna damit auch Erfolg, doch im Verborgenen sind natürlich schon wieder ganz andere Geschäfte gemacht worden: Mauler hat sich vertraglich dazu verpflichtet demnächst extrem viel Fleisch zu kaufen, womit er augenscheinlich den Markt „gerettet“ hat. Tatsächlich kauft er so viel Rindfleisch wie er nur bekommen kann.
Fleischproduzenten wollen den „Schwarzen Strohhüten“ Geld spenden, doch Johanna wirft diese aus dem Haus. Diese verlieren so ihre finanziellen Mittel und Johanna wird entlassen. Verzweifelt wendet sie sich erneut an Mauler.
Viel zu spät wird Johanna klar, dass Maulers neue Monopolstellung die Not nur noch verstärkt und den Ruin des ganzen Systems verursacht. Johanna wendet sich nun an die Kommunisten. Es wird zum Generalstreik aufgerufen, doch Johanna glaubt falschen Berichten der Medien und will auch keine Gewalt anwenden, zu der ebenfalls aufgerufen wird. Also verrät sie ihre Mitstreiter., wodurch der Streik niedergeschlagen wird.
Banken und Staat geben vor, das System gerade noch einmal durch eine „Reform“ retten zu können. Zwei Drittel der Arbeiter erhalten zwei Drittel ihres bisherigen Lohns, der Rest bleibt arbeitslos. Der Fleischmarkt wird durch ein geringeres Angebot an Rindfleisch vorerst gefestigt. Doch Johanna merkt, dass dies auch wieder nur eine Finte ist. Entkräftet bricht sie zusammen. Sie will ihre Ansichten verbreiten doch kann es nicht, da die Fleischproduzenten schnell beschließen sie heilig zu sprechen. Johannas verzweifelte Ausrufe, die Gesellschaft mit allen Mitteln zu ändern, gehen in einer Mischung aus Gesang und Lobreden unter.
Übrigens - Du kannst Liviato unterstützen,
indem du deine Bücher bei Amazon über Liviato kaufst.