Glückliche Tage. Happy Days. Oh les beaux jours (suhrkamp taschenbuch) Zusammenfassung

Als Samuel Beckett im Oktober 1960 in seine neue Pariser Wohnung am Boulevard Saint-Jacques einzog, weihte er die neue Bleibe mit der Vollendung von Happy Days ein. Female Solo wollte er das Theaterstück erst nennen, das 1961 in New York uraufgeführt wurde.
Das Theaterstück in zwei Akten handelt von einem alten Ehepaar, Winnie und Willie, irgendwo im weiten Nichts. Winnie, bis zur Hüfte im Erdboden vergraben, und im schönen Puppengewand und mit Perlenkette gekleidet, erwacht mit einem Ausruf, als das Stück mit einem Glockenschlag beginnt. Ein weiterer himmlischer, glücklicher Tag! Das Drama besteht hauptsächlich aus Winnies Monologen und ihren Versuchen, sich mit dem Inhalt ihrer schwarzen Tasche zu beschäftigen. Um die Leere um sich herum zu füllen, schwätzt Winnie munter drauflos – mit belanglosen Geschehnissen aus ihrer Jugend und ebenso allgemeinen wie banalen Philosophierereien versucht sie, den Tag herumzubringen. Sie wiederholt die immergleichen Sätze wie Formeln und entnimmt einen Gegenstand nach dem anderen der Tasche. Bürste, Brille, Zahnbürste – sie alle dienen Winnies Zeitvertreib. Ihr liebster Gegenstand ist eine Spieldose, die ein Lied aus Franz Lehárs Operette Die lustige Witwe spielt. Als sie es anhört, bemächtigt sich ihrer ein glücklicher Gesichtsausdruck – der jedoch sofort wieder abgeschaltet wird, als ihre Gedanken sich in einem anderen Gegenstand verfangen. Winnie will sich einreden, dass sie mit ihren Ritualen und Routinen glücklich und der ganze Tag wundervoll und himmlisch sei. Doch nicht zuletzt, als sie einen Revolver aus der Tasche zieht und ihn dann aber gleich wieder angewidert zur Seite legt, wird dieser Eindruck gestört. Willie ist anfangs nicht nur visuell hinter einem Grashügel verborgen, sondern bleibt das ganze Stück über sehr im Hintergrund und meldet sich kaum zu Wort. Er antwortet seiner Frau nur selten. An wirklicher Handlung ist dem ersten Akt, abgesehen vielleicht von einer vorbeilaufenden Ameise und dem Sonnenschirm, der Feuer fängt, nichts vorzufinden. Ein Zustand völliger Bewegungslosigkeit.
Mit Beginn des zweiten Aktes ist Winnie ohne jegliche Erklärung bis zum Hals im Boden vergraben und Willie antwortet ihr gar nicht mehr. Da sie auch ihre Arme nicht mehr bewegen kann, ist sie der Möglichkeit beraubt, Gegenstände ihrer Tasche zu entnehmen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Unwillkürliche, unglückliche Erinnerungen kommen auf, die Sprechpausen werden immer länger. Um sich von ihrer eigenen Existenz zu überzeugen, versucht Winnie ihre eigene Nase und die eigenen Wangen zu betrachten und schielt an sich herunter. Immer wenn sie einnicken will, reißt sie eine laute Glocke aus dem Schlaf. Dieser Zustand wird zum Schluss des zweiten Aktes gebrochen, als sich Willie wieder ins Spiel bringt. Unverhoffter Weise kriecht er unter größter Mühe bis zu Winnie heran und bringt das eine Wort „Win“ heraus. Ob er zu Winnie will oder nach dem Revolver greifen will, der neben ihr liegt, bleibt dabei unklar. Winnie ist jedoch überglücklich und singt das Spieluhrlied. Ihr Gesang ist gleichzeitig der Höhepunkt des ganzen Dramas. Danach schauen sich beide lange in die Augen und das Stück endet.

Weiterlesen

Übrigens - Du kannst Liviato unterstützen,
indem du deine Bücher bei Amazon über Liviato kaufst.

Fenster schließen