Herbstblätter: Auf der Reise Reminiszensen und Impressionen von unterwegs Zusammenfassung

   Der Autor stellt seine Erzählungen unter den Sammelbegriff einer Reise, die sich als Reminiszenzen und Impressionen von Unterwegs verstehen. Dabei spielt die sokratische Sicht des Reisens eine zentrale Rolle, nach der dir deine Reisen im Grunde nichts nützen, weil du dich selbst dabei mit herumschleppst. Begreift man das eigene Leben als eine Reise durch das irdische Dasein, so gewinnt diese Erkenntnis eine eigene, unvermutete Dramatik.

   Ob man nun dahinreist um des Reisens willen oder um irgendwo anzukommen, einfach nur unterwegs ist oder dabei nur leeren Stunden zu entfliehen trachtet: Es bedarf eines Gefühls der Einsamkeit, um über den Sinn dieser mysteriösen Reise nachdenken zu können. Mit dem Verzicht auf gebündelte Illusionen als Reisegepäck sollte am Ende einer glücklichen Heimkehr zu sich selbst nichts mehr im Wege stehen. Selbst wenn du nicht weißt, wohin deine Reise geht.

   In 38 Kapiteln beschäftigt sich der Autor in einem weit gespannten Bogen mit allem Erdenklichen, was einem Menschen während seiner Lebensreise so passieren kann und wie er damit fertig wird. Oder auch nicht.

   Es beginnt mit der Schwierigkeit der Selbstfindung eines Menschen, der meint, schreiben zu müssen und über Entstehung und Nutzen der Ordnung auf der Welt. Es folgen Betrachtungen über den Umgang mit der Zeit und der weitverbreiteten Flucht ins Nirgendwo, unserem Bedürfnis nach Harmonie und dem Glück im Unerreichbaren. Wie die Welt der Erscheinungen uns immer wieder bedrängt, verführt, beängstigt und narrt und von unserem meist vergeblichen Kampf gegen das Unvermeidliche handeln die Geschichten ebenso wie von gewagten Neuanfängen und dem gefühlten Glück, wirklich zu leben. Auch die Umbrüche in der Gesellschaft, der Niedergang "Schlaraffias", unsere Gefangenschaft im Naturkreislauf und unsere Illusion von der Entrinnbarkeit werden in dem Buch behandelt. Weitere Themen veranschaulichen den weitgesteckten Rahmen der Erzählungen. Es geht dabei u. a. um den Widerstreit von Geist und Materie, die Grenzen der Erkenntnis, den Jammer und den Jubel der Erotik, um das Vertagen und Verlieren auf der Suche nach Utopia, um die Überwindung der Selbstzweifel, um depressive Stimmungen auf der ewigen Jagd  nach irgendetwas, aber auch um das Sichverlieren und Wiederfinden. Auch von der Kunst, die Kunst zu fassen wird berichtet, von der Verträglichkeit der Wahrheit und es wird die Frage gestellt, wie wirklich denn eigentlich die Wirklichkeit ist. Persönliche Alltagsbefindlichkeiten fehlen ebensowenig wie die Flucht aus der Lethargie und der Schwierigkeit, glauben zu können und nicht zuletzt über den Frieden in der Resignation. Auch humorvolle Betrachtungen finden sich in dem Buch zuhauf, etwa über die Schicksalsgemeinschaft von Mensch und Sauerampfer, und von der Narrenfreiheit der Kritik. Zeitgeschichtliche Betrachtungen nehmen einen breiten Raum ein. Poesie im Wandel der Zeiten, Gelogene Wahrheiten, Aufbrüche ins Unbekannte, Abschalthysterie und Frühlingsgefühle aus dem Tollhaus finden sich da ebenso wie der Mut zum Irrtum und das Abenteuer, einfach da zu sein. Oftmals geben persönliche Erlebnisse wie etwa eine stürmische Atlantiküberquerung oder Reflexionen während eines Marathonlaufs Anlass für hintersinniges Nachfragen. Über unsere babylonische Sprachverwirrung hinaus wird die Aufmerksamkeit auf existentielle Fragen gelenkt, ob es etwa ein Weiter nach dem Ende gibt - geben sollte - und über die Wertigkeit des Wissens bis hin zur Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz, die jeder für sich finden und ausleben muss.

   Das Werk ist mit Gedichten zum Thema des Reisens, des Suchens nach einem Ziel und des Ankommens aufgelockert und mit Fotografien zum Text und einem Ausschnitt des künstlerischen Schaffens des Autors in Gestalt von Zeichnungen und Gemälden ausgestattet. Es endet mit einem Gedicht, das nach Inhalt und Gemütslage für den gesamten Inhalt stehen könnte: der Lebenserfahrung eines Reisenden, der sich seinem Endziel nähert.

              Auf dem Fluss

Es gleitet fast lautlos im Strome dahin,     

Am Bug sich die Welle kräuselt:

Das Boot hält Kurs zu der Insel hin, 

Der Südwind im Uferholz säuselt.

 

Vergebens der Blick bald suchend schweift

Zum Ziel, das im Nebel entschwindet.

Den Reisenden darauf Wehmut ergreift

Als die Dämm'rung den Abend verkündet.

 

Herab zu den Bäumen der Himmel sich neigt,

Blass treten hervor jetzt die Sterne.

Der Mond sich ganz nah jetzt den Menschen zeigt;

Wie grenzenlos ist doch die Ferne.

 

Das Boot strebt gehorsam dem Ziel entgegen,

Glasklar es die Wellen begleiten,

Trägt uns so auf verschlungenen Wegen

Durch Landschaften, Träume und Zeiten.

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