Die Hexe Holunder und der Zauber Zunder sind dicke Freunde. Nichts kann sie trennen, denn für sie ist einfach klar, sie gehören zusammen wie der Blitz und der Donner. Sie sind froh Nachbarn zu sein, denn sie helfen sich in Not und teilen ihre Freuden, für Holunder ist Zunder das Salz in der Suppe. Für Zunder ist Holunder der Deckel auf dem Kopf. Sie machen alles zusammen, schauen abends in den Sternenhimmel, faulenzen gemeinsam in der Hängematte, rodeln und gehen schwimmen.
Sie sind jeden Tag zusammen, denn ein Tag ohne einander, ist wie ein Abra ohne Kadabra. Sie vertrauen sich so stark, dass sie sich sogar ihre geheimsten Geheimnisse gegenseitig erzählen. Gemeinsam experimentieren sie auch sehr gern in ihren Hexenküchen und freuen sich wie kleine Kinder, wenn etwas danebengeht!
Eigentlich wollen sie auch gerne gemeinsam durch die Lüfte fliegen und dort ihren Spaß haben, doch da gibt es ein Problem. Zunder hat Schwierigkeiten mit den Hexenbesen, sobald er sich draufsetzt, fangen diese an zu bocken und er kann nicht fliegen. Doch irgendwie muss es doch klappen. Als Zunder eines Morgens aufwachte, machte Holunder ihn einen Vorschlag. Wenn sie gemeinsam auf einen Besen fliegen würden, müsste es doch klappen. Gesagt, getan. Sie blieben auch wirklich in der Luft, vergnügt waren sie, nicht nur weil Holunders Hexenfeder, die Nase von Zunder kitzelte. Doch bei der Landung fiel Zunder dann kopfüber in einem Holzhaufen!
Das konnte Zunder nun gar nicht aushalten, er war wütend und gab Holunder die Schuld. Diese wollte das wiederum nicht auf sich sitzen lassen und gab Zunder die Schuld. So stritten sie sich auf einmal ganz stark und beschimpften sich auch noch. Zunder nannte Holunder eine „mickrige, kleine Wetterhexe“ und Holunder den Zunder „einen peniblen, hochnäsigen, überdrehten Bruchpiloten“.
Im Streit gingen sie auseinander und genossen von nun an, das Alleinsein. Holunder machte nur noch Dinge die ihr gefielen, sie tanzte, kochte, ging auf Stelzen und hing Wäsche auf. Sie war sehr glücklich, den Einfaltspinsel los zu sein! Auch Zunder genoss für sich allein zu kochen, zu zaubern, Wäsche aufzuhängen und auf dem Sofa zu hüpfen. Zum Glücklich sein brauchte er auf jeden Fall nicht Holunder!
Erst nach einhundertelf Jahren wurden die Beiden auf einmal sehr einsam. Holunder vermisste den Zunder und Zunder vermisste Holunder. Beide wussten auf einmal nicht mehr, weswegen sie sich gestritten hatten. Holunder kochte für Zunder einen Hexentrank, probieren sollte ihn die Katze. Zunder kochte einen Zaubertrank für Holunder, welcher zuvor von seinen Raben probiert werden sollte.
Als die Katze den Hexentrank probiert hatte, bekam sie auf einmal Flügel und konnte fliegen. Das freute die Katze doch sehr. Auch wird es Zunder doch bestimmt freuen, wenn er endlich mal fliegen könnte, so dachte jedenfalls Holunder.
Derweil wurde der Rabe viel größer, nachdem er vom Zaubertrank probiert hatte. Auch Zunder war sich sicher, dass Holunder schon immer gerne größer sein wollte und sie sich darüber bestimmt freuen würde.
Endlich nach einhundertelf Jahren und einen Tagen gingen die Beiden wieder aufeinander zu. Doch sie stoßen aneinander, so dass sich die Zaubergetränke vermischen. Daraufhin erzittert die Erde und riesige Rauchwolken steigen in die Luft. Und ihre erste Begegnung geht schon so richtig daneben, das ist ein gutes Omen, denn aus einer kleinen Eidechse wurde eine riesengroße und zudem bekam sie noch Flügel. Ein schöneres Versöhnungsgeschenk gibt es doch gar nicht!
Holunder und Zunder waren glücklich wieder beieinander zu sein, sie strahlten sich an. Denn nun kann sie nichts mehr trennen, es ist ganz klar, dass sie zusammen gehören, wie der Blitz und der Donner, wie Abra und Kadabra, wie Simsa und Labim.
Gemeinsam fliegen sie auf der Riesen-Eidechse in die weite Welt hinaus, mit dabei sind natürlich die fliegende Katze und der große Rabe.
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