Sowjet-Union, 1953. Auf den Bahngleisen außerhalb von Moskau, wird die nackte und grausig zugerichtete Leiche eines kleinen Jungen gefunden. Ein Mord, das steht fest. Doch im Russland unter Stalin gibt es keine Verbrechen. Weder Raub, noch Vergewaltigung noch Mord. Und das System lässt auch nicht zu, das solche Gedanken, es könne auch im Sozialismus Verbrechen geben, sich erst in der Bevölkerung ausbreiten. Doch Geheimdienstoffizier Leo Demidow kennt die Wahrheit, ermittelt er doch tagtäglich in Fällen, die es Offiziell gar nicht gibt. Bisher hat es der System treue Mann auch immer fertig gebracht, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Doch im Falle des ermordeten Jungen ist es nun anders. Der Fall beschäftigt ihn, er muss jeden Tag und jede Nach an das Bild des Jungen denken, an die verzweifelten Eltern, welche vom System angehalten werden, einen Unfall als Todesursache für ihren Sohn anzugeben. Der Fall ist somit offiziell abgeschlossen. Doch Leo beginnt eigene Nachforschungen anzustellen und findet heraus, das es ähnliche Morde in ganz Russland schon gegeben hat. Anscheinend ist er einem Serienkiller auf der Spur. Doch mit seinen eigenständigen Ermittlungen bringt Leo nicht nur sich, sondern auch seine Eltern und seine Frau, von der er sich immer mehr entfernt hat, in große Gefahr und sieht sich schließlich auf der anderen Seite des Systems. Doch all die Erniedrigungen seitens des Systems, worunter auch die Abkommandierung Leos in die Provinz zum Dorfpolizisten gehört, kann nicht verhindern, das er der Wahrheit und dem Mörder auf die Spur kommt. Dieser ist kein geringerer, als sein Tot geglaubter Bruder, der mit den Morden Leo auf seine Fährte locken wollte...
Tom Rob Smiths Debüt Werk „Kind 44“ glänzt durch eine ungemeine Genauigkeit, was die historischen Fakten und Querverweise angeht. Darüber hinaus gelingt es dem Briten die beklemmende Stimmung, die im Russland unter Stalin geherrscht haben muss, exzellent wiederzugeben und eine Geschichte zu in diesem Umfeld einzubetten, welche an Spannung kaum zu überbieten ist. Dabei ist sein Protagonist Leo, alles andere als ein typischer Roman Held. Im Gegenteil, ist er es doch, welcher für sein Vaterland und das sozialistische System foltert, mordet und die Wahrheit verleumdet. Umso interessanter ist die Wandlung, die Leo im Verlaufe der Geschichte durchmacht. Dass das Finale vielleicht etwas überzogen wirkt, kann man dem insgesamt erstklassigen Thriller da gerne verzeihen.
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