Marco W.meine 247 Tage im türkischen Knast
Ja, was soll ich sagen, ein sehr beeindruckendes, aber auch bedrückendes Buch. Wenn man der Willkür eines Landes ausgesetzt ist und fast gar nichts dagegen machen kann und das nur, weil ein Mädchen sagt, ein Junge hätte sie angefasst und vergewaltigt. Der blanke Wahnsinn! Der Inhalt dürfte ja noch vielen geläufig sein vom Fernsehen her, denn es kam ja auf allen Sendern und so lange ist es ja noch nicht her. Ein Junge 17 Jahre jung, Marco fährt mit seinen Eltern wieder in den Urlaub in die Türkei. Das machen sie schon ein paar Jahre lang und waren immer zufrieden. Marco bekommt schon ein Erwachsenenband , ein grünes. Und das war war wahrscheinlich auch der folgenschwere Fehler, der Marco unterlaufen ist, denn er dachte Carolina, ist auch schon älter, denn sie hatte ja auch ein grünes Band. Denn an dem verhängnisvollen Abend, als es passierte, waren sie in einem Zimmer, ein anderes Mädchen war auch im Zimmer, die hat aber angeblich geschlafen und auf dem Balkon saßen auch noch zwei Freunde. Und dann erzählte Carolina, das sie geschlafen hätte und Marco hätte angefangen sie zu begrapschen und da wäre sie munter geworden und hätte ihm eine geknallt. Und dann ist Marco gegangen, Carolina hat ihm noch einen Kuss gegeben und damit war für ihn das klar, er ging in sein Zimmer. Am letzten Tag, sie wollten eigentlich die Nacht nach Hause fliegen, das wollen ihn die Hotelchefs sprechen und dann muss er schon sofort mit auf die Wache . Dort wird ihm vorgeworfen, er habe sie vergewaltigt und müsste bis morgen da bleiben, bis der Anwalt kommt. Für Marco bricht die Welt zusammen. Die Eltern sin wir vor den Kopf gestoßen.
Dann beginnt das Martyrium, er wird in das türkische Gefängnis gebracht und muss sich mit vielen auseinandersetzen, denn es gibt Hierarchien und denn muss man sich beugen, schlimmer war noch, das er keine deutschen Gesprächspartner hat. Aber dadurch, das er sich fügt, passiert ihm nix. Zwischendurch sind immer wieder Verhandlungen, die werden aber immer unter fadenscheinigen Ausreden immer verschoben. Seine Mutter ist wieder in Deutschland, nur der Vater ist in der Türkei geblieben, aber leider hat er noch ein größere Last, er hat Leukämie, aber er kommt gut mit dem Problem zurecht. Nach ca. 3 Monaten kommt er in eine andere Zelle, da fühlt er sich besser, dort kann er sogar Teller bemalen, auch die Wärter sind ganz nett zu ihm. Dann kommt der nächste Schicksalsschlag, er soll in ein ganz anderes, neu erbautes Gefängnis für Ausländer kommen. Eigentlich gefällt ihm das gar nicht, er hat einen Fernsehen und war allein, dann kommt aber endlich auf mehrfachen Bitten sein Kumpel aus der anderen Zelle zu ihm. Eigentlich ist er jetzt wieder oben. In der Zwischenzeit passiert viel an der Heimatfront, sein Bruder ruft ein Internetforum ins Leben, es gibt Demos für ihn, seine Freunde vom THW rufen zu einer Spendenaktion auf, damit die Eltern überhaupt noch in die Türkei fliegen können. Dann endlich der ersehnte Tag, kurz vor Weihnachten wird er endlich freigesprochen und wird von RTL nach hause geflogen gegen ein Interview.
Zuhause geht es ihm eigentlich auch nicht so toll, denn er muss eigentlich vor die Tür, aber es gibt immer noch Reporter, die vor der Tür lauern und auch die anderen guggen ihn immer so komisch an, aber er hat gute Freunde, die ihm helfen. Und auch die KFZ Firma, wo er eine Ausbildung beginnen wollte, hat ihm den Platz frei gehalten und dort ist er jetzt auch.
Das Gute, das Buch beendet die Story sehr gut, er hat sich wieder verliebt und jetzt ist er wieder glücklich.
Das Buch war sehr bedrückend, mir war manchmal ein wenig trübselig zumute. Aber es wurde auch nicht nur auf die Tränendrüse gedrückt, sondern es wurde realistisch beschrieben ohne irgendwelchen Schnörkel.
„Stellen Sie sich mal 36 Mann vor und nur ein Loch im Boden als Klo. Zum Erbrechen! Ekelhaft waren auch die Wände, Schimmel wucherte überall, Farbe und Putz bröckelten, Ausdünstungen hingen in der Mauer. Tische und Stühle waren abgeschabt, die Bänke bogen sich durch. Im Sommer schwirrten Schwaden von Fliegen. Die meisten Männer rauchten, der Qualm zog recht zäh ab, aber das störte mich weniger. Denn dadurch stieg einem zumindest der durchdringende Gestank nicht so in die Nase. Wie konnte man sich in diesem Schweinestall auch sauber halten? Die Männer, die hier schon länger eingekerkert waren, hatten wohl aufgegeben. Manche duschten und wuschen sich ein Woche nicht ihre Hemden – in denen sie nachts auch schlafen mussten – verbreiteten eine Wolke menschlicher Ausdünstungen. Wäsche waschen, das war denen zu anstrengend."
Ein lesenswertes und bewegendes Schicksal eines Jungen, der in die Mühlen von Justiz und Politik geraten ist.
Über seine Leidenszeit in der Zelle sagt Marco: "Vielleicht kann ich vergeben, aber niemals ganz vergessen."
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