Verblühender Mohn. Aids - die letzten Monate einer Beziehung. Zusammenfassung

Heute möchte ich Euch eines meiner Lieblingsbücher vorstellen. Frühling, wir spazieren durch den Wald. Alles ist neu und unschuldig. Wir halten einander fest, lachen, voller Erwartungen an das neue Jahr. Das Grün ist zu erahnen, genauso wie deine Krankheit. Die Liebe schreitet mit uns, ewig soll sie währen. -Positiv, die Krankheit, das Grün, alles explodiert. Wir halten uns fest. Alles wächst um uns, der Wald und die Krankheit werden zu Dschungel. Sommer, wir spazieren durch den Wald. Er ist grün, voller Kraft. Die Krankheit hat dich, ich habe dich. Wir beide kämpfen um dich. Wohin wirst du gehen? Wie lange wird die Ewigkeit dauern? Mohn blüht nur ein paar Tage lang. Die Vögel zwitschern, als wäre nichts geschehen. Wissen sie den nicht, daß alles anders geworden ist? Herbst, wir spazieren nicht mehr durch den Wald. Du liegst da, schwach wie ein welkes Blatt. Gelb, rot, braun, golden verfärbt sich der Wald. Der Wind schüttelt die Bäume. Wie lange werden die Blätter noch standhalten? Der Mohn ist längst verblüht. Ich halte deine Hand, der Wind bläst, die Blätter fallen. Du bist nicht mehr. Es wird kalt. Wo bist du? Wie lange dauert die Ewigkeit? Die unendlich starke Macht der Liebe war zu schwach. Die Blätter sind gefallen. Winter, ich spaziere alleine durch den Wald. Die Bäume stehen kahl im Wind. Es ist kalt, ich balle die Faust, als ob ich mich damit wärmen könnte. Ewige Einsamkeit? Ich drehe mich um, sehe dein Lachen, es verschwindet wieder. Ich schließe die Augen, spüre deine Wärme, mir wird es kalt. Ich träume, fühle deine Nähe, ich bin einsam. Du mußtest mich verlassen, die Liebe zu dir wird bleiben. Mit diesem Gedicht beginnt das Buch "Verblühender Mohn" von Josef Gabriel. Der Untertitel lautet "Aids, die letzten Monate einer Beziehung". Der Autor beschreibt sein Leben, als Tagebuch geschrieben, die letzten Monate mit seinem Freund Manuel, dem auch dieses Buch gewidmet ist. Es geht um die Liebe eines homosexuellen Paares. "Positiv-ein schönes Wort, doch schlug es wie eine Bombe in mein Leben ein", so beginnt er erste Eintrag im Tagebuch. Am 24.04.1985. Da bekommt das Paar das Ergebnis des Bluttests, Manuel ist mit dem HIV Virus infiziert. Der Verdacht bestand schon, weil er seit Wochen die Symptome hat, die Lymphdrüsen sind geschwollen, er hat Schleim und sogar Blut im Stuhl und die Zunge ist auch belegt. Nun beginnt ein Spießrutenlauf, die Ängste, die Leiden und die Wut, auf sich selber, auf die Umwelt. Und die Frage nach dem "warum". Manuel ist Mexikaner und ein begabter Tänzer, der sein Visum für Deutschland noch nicht verlängert hat und somit auch nicht krankenversichert ist. Als dann die Krankheit ausbricht und bei Manuel auch noch Krebs diagnostiziert wird, bricht für das Paar eine Welt zusammen. Ohne den Aids Virus hätte er eine gute Chance zu überleben, aber mit Aids ist die Chance doch sehr gering. Die beiden Männer hoffen auf neue Behandlungsmethoden, neue Erkenntnisse der bedrohlichen Immunschwäche. Der Autor, der sich von Gott abgewandt hat, versucht nun wieder durch die Kirche Kraft zu schöpfen. Seine Tests fielen erst positiv, dann negativ aus. Als in Deutschland alles hoffnunglos erscheint, entschließen sich die beiden, in Manuels Heimat zu gehen, nach Mexiko. Der Autor unterbricht sein Studium bis auf unbestimmte Zeit und stößt auf Unverständnis seiner Familie, die mit seiner homosexualität nicht klarkommt. Im Freundeskreis legen alle ihr Geld zusammen und schenken es den beiden, damit sie die erste Zeit ohne Probleme in Mexiko zurecht kommen. Sie sind gerührt über soviel Anteilnahme. In Mexiko werden sie herzlich und vorurteilsfrei von Manuels Familie aufgenommen, arme Leute, die selber nicht viel haben. 1985 war ja ein schlimmes Erdbeben in Mexiko, bei dem auch das Krankehaus zerstört wurde. So konnte die stationäre Behandlung niht weitergeführt werden. Die Familie hofft auf "Wunderheiler" und sonstigen Zauber. Unter schlechten hygienischen Bedingungen wird der Kranke zu Hause gepflegt, die Strom- und Wasserversorgung ist zusammengebrochen und die Kakerlaken laufen durchs Haus. Mir persönlich gefällt dieses Buch sehr gut, denn dieses Tagebuch legt alle Gefühle des Autors offen, alle Probleme, Gefühle, Gedanken und vor allem die Angst. Die Angst um den geliebten Partner aber auch die Angst um das eigene Leben. Die Sehnsucht nach Liebe und Geliebt werden. Man liest oft die aufrichtige Verzweiflung aus den Zeilen. Und nach Manuels Tod die tiefe Trauer, in die man sich hineinversetzen kann. Es ist sehr gefühlvoll geschrieben, man kann sich hineinversetzen in die Situation und fiebert mit, hofft und trauert. Was ich auch wichtig finde ist, wie das Umfeld reagiert, den in der 80er Jahren, als AIDS nur ein Schlagwort war, hatte man doch sehr viele Vorurteile und glaubte eine zeitlang ja sogar, man könne sich auch anstecken, wenn man jemanden nur die Hand gibt oder umarmt. Das alles wird in diesem Buch aufgegriffen und die Themen "brutal" behandelt. Auch das Sexualleben der beiden wird beschrieben, offen und ehrlich!!! Für solche Erfahrungsbücher muss man sich allerdings interessieren, sonst braucht man "Verblühender Mohn" gar nicht lesen. Solche Geschichten sind ja nicht jedermanns Sache. Ich habe das Buch mal vor vielen Jahren gelesen und einige Tränen vergossen. Kürzlich habe ich es bei ebay entdeckt und für 1,25 Euro ersteigert :-) Das Buch ist im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen unter ISBN 3-596-23249-x Kosten ca. 7 Euro, früher hat es 9,80 DM gekostet. Vielen Dank für´s Lesen und Bewerten, liebe Grüße Tammy1972 auch für yopi ,ciao und dooyoo

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