Wir sind dann mal weg: Mit der Familie auf Jakobs Wegen Zusammenfassung

Eine Berliner Familie mit vier Kindern im Alter von 11 bis 16 Jahre beschließt, die Osterferien nicht wie gewöhnlich vor dem Bildschirm zu verbringen, sondern  pilgern zu gehen.  Die Mutter, eine erfahrene Familienfrau, plant ihre Wandertour, die 250 km von Kaufbeuren bis nach Radolfzell reicht, strategisch und routiniert. Dabei gibt sie viele praktische Tipps, wie man Quartiere für so eine große Gruppe findet, sich das Proviant für sechs hungrige Pilger verstauen lässt und wie man das Gepäck auf ein Minimum reduziert.

Die Familie fährt mit dem Schöne Wochenend von Berlin nach Kaufbeuren und benötigt dafür mehr als 12 Stunden. Nach dieser langen Tour werden Sie von der Franziskanerinnen in der bayerischen Kleinstadt herzlich aufgenommen und machen ihre erste Begegnung mit  der alten Kultur der Beginen. Für die Großstadtkinder aus dem protestantischen Norden eine eindrucksvolle Begegnung. Sie erhalten den Pilgersegen und wandern durch das Alpenvorland über Marktoberdorf nach Kempten und Isny. Anschließend folgen sie der alten Salzstraße über Immenstadt, Oberstaufen nach SCheidegg und Oberstaufen. Der Autorin gelingt es immer wieder, historische Hintergründe und interessante Details zur Geschichte der Pilger und ihren Symbolen in die Texte einzuflechten.

Nachdem die Familie die Osternacht in Wangen  bei den Franziskanern im Klösterle verbrachte, wendet sie sich dem Bodensee zu. Lindau als alte Pilgerstadt, Friedrichshafen, Immenstaad und Meersburg sind weitere interessante Stationen auf dem Pilgerweg. Die Beschreibung und Recherche dieser Orte als Pilgerquartiere sind auch für Ortskundige lesenswert. Am Ende des Buches erreicht die Familie Konstanz und die Insel Reichenau. Beide Orte sind kirchenhistorisch höchst interressant. Aber wer weiß schon, dass viele Details darauf hindeuten, dass die mittelalterliche Pilgerbewegung kaum diese Stärke erreicht hätte, wenn nicht die Benediktinischen Mönche auf der Reichenau die Idee vom Grab im Sternenfeld in Worte und Bilder gefasst hätten?

Die Pilgertour der Familie endet auf der Reichenau, weil die Schulferien zu Ende sind.Der Leser, der die Familie bis hierhin begleitet hat, wird traurig, weil das Ende etwas zu plötzlich kommt. Man wäre gerne noch weiter gewandert. So sehr ist man nach diesen zwei Wochen mit der Idee des Pilgerns und den Hintergründen der Bewegung vertraut geworden. Einen großen Anteil an dieser Nähe, die die Autorin mühelos herstellt, ist die Beschreibung von den Personen am Wegesrand. Waldwegewarte, Diakone im Praktikum, Rompilgerinnen, besorgte Pastoren oder rappende Mönche...

Dabei geht es ihr nicht darum, dass Leben der Familie in den Mittelpunkt ihrer Beschreibung zu stellen und über schmerzende Füße zu berichten, sondern möglichst viele Familien für das Pilgern zu begeistern und ihnen die Angst zu nehmen, so eine Tour in Angriff zu nehmen. Aus diesem Grund ist das Buch kein klassischer Pilgerbericht, sondern eher eine Gebrauchsanweisung. Nach dem Lesen hat man so viel über Sankt Jakob und seine Geschichten gelesen, dass der Wunsch, auch so eine Tour zu unternehmen, fast von alleine wächst.

 

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