Die Ungereimtheiten menschlicher Verhaltensweisen, die Tücken des Alltags sowie der selbstkritische Umgang mit etablierten Denkweisen sind eine ständige Provokation, die zur Reflektion zwingen und zum Überdenken der eigenen Position herausfordern.
Was aber - um Himmelswillen - haben Stühle mit Gedichten zu schaffen? Auf den ersten Blick - nichts, sieht man einmal davon ab, dass sie in der Regel wohl auf eben denselben niedergeschrieben werden. Das wäre allerdings zu wenig, wäre da nicht das geläufige Idiom "Zwischen alle Stühlen sitzen", das uns daran erinnert, dass wir immer wieder mit den gängigen Konventionen unserer "Weltordnung" anecken.
Gereimte Ungereimtheiten konterkariert und verbindet in Versform das Gegensätzliche: das Große im Kleinen, das Alte im (vermeintlich) Neuen, das Dümmliche im philosophisch Transzendenten, das Verlogene im moralischen Gehabe, kurzum das Absurde in unserem Anspruch als vernunftbegabte Wesen. Und da wäre auch noch unsere stetige Unrast, unser zwanghafter Drang, alles uns Unverständliche erklären zu wollen und "einzuordnen" - mit Mitteln, die die meist nicht hierzu taugen. Das Ungeklärte, Unbegreifliche erscheint uns unerträglich und verbleibt letztlich trotz aller Bemühungen immer rätselhaft. So lässt denn auch das Weiterwursteln mit einem mitunter weltfremden Verhaltenskodex erahnen, wie weit die "Umkehrung aller Werte" nach Nietzsche bereits stattgefunden hat.
Eine verdrehte, ja erschreckende Welt, die jedoch nicht einer unfreiwilligen Komik, ja Hilflosigkeit entbehrt und sich im Alltag ebenso wie im endlosen wie vergeblichen Suchen nach Erleuchtung offenbart. Ohne den Humor und dem Eingeständnis unserer Unvollkommenheit wäre das alles kaum zu ertragen. Die Themen hierzu sind ebenso unerschöpflich wie die Formensprache der Sitzgelegenheiten, zwischen denen man sich permanent zurechtfinden soll. Und die uns immer wieder dazu verleiten, es uns darauf bequem zu machen...
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